Prof. Dr. Alexander Lerchl und sein Forscherteam bestätigen mittels Tierexperimenten die Förderung von Tumoren durch elektromagnetische Felder auch bei Bestrahlungswerten weit unter den derzeitigen Grenzwerten.
Soviel vorweg: Bemerkenswert sind nicht so sehr die Ergebnisse der vorliegenden Studie – diese sind in der Essenz seit 2010 bekannt – , sondern wer dieses Projekt durchgeführt bzw. repliziert hat. Es handelt sich um ein Forschungsteam der Jacobs University Bremen und der Bergischen Universität Wuppertal1 unter der Leitung von Prof. Dr. Alexander Lerchl2.
Lerchl, der u.a. als “lautstarker Prediger der Harmlosigkeit der Mikrowellenstrahlung“3 bezeichnet wird, vertrat z.B. die Ansicht, dass “aus biophysikalischen Gründen” nicht zu erwarten sei, “dass neben thermischen Effekten, die durch Grenzwerte ausgeschlossen werden (sic!), weitere, bisher nicht bekannte Wirkungsmechanismen identifiziert werden.“4
In der vorliegenden Studie nun bestätigen Lerchl und sein Forschungsteam zum Ersten vollumfänglich die Ergebnisse des Fraunhofer-Instituts aus dem Jahre 2010, wonach elektromagnetische Felder im Hochfrequenzbereich (d.h. Strahlung, wie sie von Handys und Basisstationen ausgeht) tumorfördernde Wirkungen auf Mäuse haben. Es ist damit unbestritten, dass Krebs durch Handys, WLAN, DECT-Telefone und Mobilfunkantennen gefördert wird!
Lerchl stellt zum Zweiten fest, dass “viele der tumorfördernden Wirkungen unserer Studie bei niedrigen oder mässigen Expositionsniveaus … festgestellt wurden, d.h. weit unter den Expositionsgrenzwerten für Handynutzer…” Lerchl selbst ergänzt: “Unsere Ergebnisse können möglicherweise dazu beitragen, das wiederholt berichtete Auftreten von Hirntumoren bei intensiven Handynutzern zu verstehen.” Diese Bemerkung lenkt den Fokus auf die “intensiven Handynutzer” und die “Hirntumore”. Man muss nicht unbedingt mit der Fähigkeit zur Prophetie gesegnet sein, um die daraus zu erwartende Empfehlung vorauszusehen; z.B. nicht zuviel mit dem Handy telefonieren, da sonst Hirntumore die Konsequenz sein könnten. Nur: Das Versuchsergebnis weist nicht nur auf ein Wachstum von Hirntumoren hin. Wie Lerchl selbst schreibt: Es waren Lungen- und Lebertumore, die signifikant höher waren bei Mäusen, die elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt waren5. Mit anderen Worten: Das Tumorwachstum im ganzen Körper resp. allen Organen wird durch Mikrowellenstrahlung gefördert und nicht nur im Hirn. Das Hirn ist beim Handygebrauch möglicherweise nur speziell exponiert. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Krebs generell durch Mikrowellen gefördert wird. Das heisst, dass auch z.B. bei einem Patienten, der Leber-, Lungen-, Brust- oder Magenkrebs hat, Handynutzung durchaus (mit-)ursächlich für das Tumorwachstum sein kann. Es ist deshalb aus unserer Sicht dringend notwendig, Krebspatienten auf diesen höchst wahrscheinlichen Zusammenhang hinzuweisen und ihnen eine Einschränkung der Handy- und DECT-Telefonverwendung sowie insbesondere die Vermeidung von WLAN-Exposition mit Nachdruck zu empfehlen.
Ein drittes, sehr relevantes Forschungsergebnis tönt zunächst ziemlich belanglos und in seiner Bedeutung marginal: “Eine klare Dosis-Reaktions-Wirkung ist nicht vorhanden. Lerchl will damit sagen, dass es keine direkte Proportionalität – je höher die Strahlendosis, desto höher das Tumorwachstum – zwischen Strahlenexposition und Tumorwachstum gibt. Tatsächlich stieg in manchen Fällen die Zahl der Krebsfälle, je niedriger die Dosis war!6 Niedrige Strahlenbelastung ist also nicht gleichbedeutend mit weniger Krebswachstum. Es bedeutet faktisch, dass Gefährdung durch Mikrowellen nicht oder fast nicht auf thermische Erwärmung zurückzuführen ist. Deshalb besteht ja in der vorliegenden Studie auch kein Zusammenhang zwischen der Höhe der Dosis und Tumorförderung. Lerchls Studie bedeutet in der Konsequenz nichts weniger, als dass der Ansatz und die theoretischen Grundüberlegungen und Thesen, welche die Basis für den angeblichen Schutz der Bevölkerung bildet (thermische Erwärmung und darauf basierende Grenzwerte) der falsche Ansatz zur Erfassung der schädlichen Auswirkungen von Mikrowellen ist. Folglich greifen die Massnahmen (Grenzwerte) zum Schutz der Bevölkerung ins Leere. Im Klartext: Die Bevölkerung ist durch die geltenden Grenzwerte und Grenzwerte generell in keiner oder höchst unbedeutender Weise geschützt. Und das wird in einer vom Bundesamt für Strahlungsschutz in Auftrag gegebenen Studie festgestellt, welche von einem mit allen akademischen Meriten ausgestatteten “Prediger der Harmlosigkeit der Mikrowellenstrahlung” durchgeführt wurde. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass quasi amtlich bestätigt die Bevölkerung krebsfördernder Strahlung ausgesetzt wird, deren Schädigungspotential der vorliegenden Studie zufolge bezüglich Qualität – die einzige Gefahr geht von thermischer Erwärmung aus – wie Quantität (Höhe der Grenzwerte) bis heute völlig falsch eingeschätzt wurde.
Die Erkenntnisse der Studie von Lerchl, welche diejenigen des Fraunhofer-Instituts aus dem Jahre 2010 bestätigen, also eigentlich schon seit fünf (!) Jahren bekannt sind, sollten enorme Auswirkungen auf die Erforschung und den Umgang mit Mikrowellen-Quellen haben. Die Gesundheitsbehörden müssten – nehmen oder nähmen sie ihren Auftrag des Schutzes der Bevölkerung ernst – umgehend und umfassend vor dem Gebrauch von Mikrowellenöfen, Handys, WLAN etc. warnen, die Forschungsergebnisse einem breiten Publikum zugänglich machen und entsprechende Empfehlungen abgeben. An öffentlichen Plätzen, in Verkehrsmitteln (Zug und Bus) wäre WLAN anstatt zu fördern umgehend einzuschränken. Neue Anlagen sollten generell verboten werden. In Gebäuden, wo sich Menschen längere Zeit aufhalten und speziell an Schulen wäre WLAN zu untersagen; ja letztlich überall, wo verkabelt werden kann.
Ist es realistisch, dass die Behörden nun im beschriebenen Sinne handeln werden? Wir fordern und erwarten definitiv, dass sie dies tun. Die Erfahrung lehrt uns jedoch, dass dies trotz der klaren Faktenlage oft nicht der Fall ist. Im Gegenzug wird von Seiten der Forschergruppe um Lerchl anscheinend von der Devise “Wenn mir die Ergebnisse nicht passen, ich sie aber nicht in Abrede stellen kann, so minimiere ich deren Bedeutung” ausgegangen. In ihrer Zusammenfassung der Studie für das Bundesamt für Strahlenschutz in Deutschland – dem Auftraggeber – schreibt Melanie Klose7, welche Teil des Forschungsteams war und unter Lerchl an der Jacobs University tätig ist: “Die Frage der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen kann durch diese Studie nicht beantwortet werden…”. Denn: “Bei kleinen Tieren wie Mäusen werden die inneren Organe stärker von der Strahlung erreicht als beim Menschen.“8 Und: “Zur Ableitung von Grenzwerten können die Ergebnisse nicht herangezogen werden, sie stützen aber die Empfehlungen des BfS zur Vermeidung unnötiger Expositionen gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern.”
Dies, obwohl Klose selbst schreibt, dass die “tumorpromovierenden Effekte … bei einigen der untersuchten Lungen-Tumorarten bereits bei dem niedrigsten SAR-Wert von 0.04 W/kg signifikant” sind. Zum Vergleich: Die Handys mit den tiefsten SAR-Werten, die gegenwärtig in Deutschland auf dem Markt sind, haben eine Strahlenbelastung von 0.16 W/kg, d.h. viermal höher!9
Nun ist es ja nicht so, dass wir uns in einer Versuchs- und Testphase vor Einführung einer neuen Technologie befinden. Millionen von Menschen werden diesen hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf einer täglichen (und nächtlichen!) Basis ausgesetzt; ob sie dies wollen oder nicht – mit notabene stark steigender Tendenz. So alarmierend die Ergebnisse sind – sie haben gemäss Klose keinerlei Konsequenz betreffs Strahlenschutz! Klose meint, es seien keine Aussagen bezüglich der Förderung des Tumorwachstum für den Menschen möglich und sie sieht keine Ableitung auf die Grenzwerte. Sie stützt einzig die Empfehlung des Bundesamtes für Strahlenschutz, welche dieses sowieso schon herausgegeben hat: Dass unnötige Expositionen gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern vermieden werden sollen. Was uns zur Frage führt: Weshalb wurde diese Studie überhaupt durchgeführt?
Es ist offensichtlich, dass Menschen mit gesundem Menschenverstand und Achtung vor dem eigenen und anderem Leben aktiv werden müssen. Deshalb bitten wir Sie auch eindringlich, die vorliegenden und weitere Informationen mit all Ihren Freunden, Verwandten und Bekannten zu teilen.
Gleichzeitig fordern wir von den betreffenden Behörden, dass sie endlich ihre Verantwortung, die Bevölkerung zu schützen, wahrnehmen und
- Dass sie breit und offen darüber informieren, dass Mikrowellen zweifelsfrei krebsfördernd sind.
- Dass keine WLAN-Anlagen in öffentlichen Bereichen mehr zugelassen werden.
- Dass WLAN in Kindergärten und Schulhäusern abgestellt und künftig verboten wird.
- Dass bei Werbung für Handys vermerkt werden muss, dass Handystrahlung die Gesundheit gefährdet (oder zumindest gefährden kann).
- Dass keine neuen Mobilfunkantennen mehr bewilligt und dass die bestehenden Antennen auf ein Minimum reduziert werden.
- Dass die Forschung und Entwicklung von alternativen, natürlichen Technologien zur mobilen Datenübertragung gezielt gefördert und finanziell unterstützt wird.
Die Schädlichkeit der Mikrowellen-Technologie ist mit dieser Studie nicht mehr zu ignorieren und schon gar nicht zu negieren. Die Zeit für eine weltweite Trendwende ist definitiv gekommen!
Fussnoten
1 Die Bergische Universität Wuppertal (Prof. Dr. Markus Clemens) entwickelte die Hochfrequenz-Expositionsanlage für das Experiment.
Vgl. http://www.tet.uni-wuppertal.de/?id=4026, Zugriff am 24.03.2015
2 Vgl. dazu das Abstract (Kurzfassung) von Alexander Lerchl et al. unter http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006291X15003988, Zugriff am 24.03.2015. Ebenfalls veröffentlicht durch das Bundesamt für Strahlenschutz, zusammengefasst durch Dr. Melanie Klose, Teilnehmerin am Forschungsprojekt. http://doris.bfs.de/jspui/handle/urn:nbn:de:0221-2015031812720, Zugriff am 1.4.2015
3 Prof. Dr. Franz Adlkofer in www.pandora-stiftung.eu/downloads/adlkofer_-stellungnahme-zu-lerchl-09-03-2015.pdf, Zugriff am 1.4.2015.
4 Vgl. A. Lerchl/C. Herr in hausarzt-online.at, Zugriff 1.12.2010, zit. nach http://www.diagnose-funk.org/themen/forschung/hoehere-tumorraten-durch-elektromagnetische-felder.php, Zugriff am 1.4.2015.
5 “Numbers of tumors of the lungs and livers in exposed animals were significantly higher than in sham-exposed controls. In addition, lymphomas were also found to be significantly elevated by exposure”. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006291X15003988, Zugriff am 24.03.2015
6 Vgl. dazu den Artikel von Louis Slesin in der Originalfassung (Englisch) auf http://www.microwavenews.com/news-center/rf-animal-cancer-promotion, Zugriff am 1.4.2015 oder auf Deutsch übersetzt bei Diagnose Funk http://www.diagnose-funk.org/downloads/df_micowave_news_krebsfoerderung-durch-mobilfu.pdf, Zugriff am 1.4.2015.
7 Melanie Klose hat bei Lerchl doktoriert, vgl. http://www.jacobs-university.de/node/2832
8 In http://doris.bfs.de/jspui/handle/urn:nbn:de:0221-2015031812720, Zugriff am 1.4.2015
9 Vgl. http://www.handy-deutschland.de/strahlungsarme-handys.html